Depeche Mode Delta Machine – Experiment Spontanrezi

Veröffentlicht: 9. April 2013 von felix in Musik
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Also, eine Spontanrezi funktioniert so: Ich hör mir eine Platte zum ersten Mal an und schreibe begleitend dazu meine aller ersten Eindrücke auf. Besonders gut funktioniert das bei mir, wenn ich das im Chat mit jemandem mache. Fragt nicht wieso, aber dieses Gefühl von Gespräch macht das ganze viel lockerer. Nur hab ich schon einmal gemerkt, dass eine solche Spontanrezi auch ebenso spontan veröffentlicht werden sollte, sonst fängt man im Nachhinein noch an rumzuschrauben, was das ganze dann sinnlos macht oder man macht den großen Fehler und liest zu viele andere Kritiken und lässt sich dadurch beeinflussen.

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Im Falle von Depeche Modes neuestem Album „Delta Machine“ war ich beim ersten Hören noch einigermaßen skeptisch. Rein subjektiv waren die letzten 4 Platten für mich eher Enttäuschungen. Meine Favorites finden sich nach wie vor in den Klassikern. Doch je öfter ich das Album höre, desto mehr macht es mir Spaß. Tatsächlich war ich schon drauf und dran, an dem Text rumzufummeln bevor ich mir quasi selber auf die Finger gehauen hab. Diese Ergänzungen werde ich hier kursiv markieren.

Das ganze war ein Dialog zwischen einer Freundin und mir auf FB und ist im Prinzip einfach aus dem Chat rüberkopiert. Wer also Rechtschreibfehler findet, darf sie sich einrahmen. ;)

Viel Spaß.

A: Ich denk jetzt werd ich mir mal sehr gepflegt ENDLICH DM aufs Öhrchen drücken.

B: JAAA


A: So. Kaffee am Start, Kopfhörer drin – los gehts.

„Welcome ty my world“ erscheint als Opener zuerst überraschend minimalistisch, legt im Refrain dann aber voll los. Entfaltet seine Power erst ab da, wie ein Vorhang der sich hochzieht. Guter Opener – dann natürlich jetzt „Angel“ mit seinem Wiedererkennungswert ist bisher natürlich noch die für mich eigentliche Titelnummer. Fette Referenz an SOFAD und „I feel you“ – man kann sogar das Riff von „I feel you“ im Hintergrund hören

B:  ^^

A: „Heaven“ typische sehr schöne Ballade – weiß gar nicht was die Kritiker bei Wetten Dass daran auszusetzen hatten. Der wahre Reiz geht bei DM ja eh davon aus, die ganzen Klänge und teils Geräusche im Kopfhörer zu hören die dann erst das Gesamtbild ergeben. ^^

Opulente schöne klassische DM Nummer.

Übrigens schon die 2. Nummer in der Gahan und Gore zusammen singen – das kommt gut.

B:  ^^

A: „Secret to the End“, die erste Nummer von Gahan auf der Platte hat zwar ne interessante synkopische Rhythmik, ist aber wohl eher ne Nummer die beim wiederholten Hören reinsickert. Etwas eintönig.

(2. Hören: Eine unglaublich kraftvolle Nummer. Gerade die wabernden Synthies verleihen dem ganzen eine ungeheure Spannung und machen nen Haufen Spaß! Jetzt ist die Nummer für mich ein Kracher – was das zweite Mal hören doch so ausmacht. ;) )

„My little Universe“ – hahaha, klingt wie Kraftwerk in seinem Minimalismus. Kraftwerk mit Gahan als Sänger. Ich seh Tonbandspulen vor mir rotieren. DM treffen auf ihre Urahnen. Ein großes Vergnügen. (…)  Auch von seinen dissonanten synthetischen Klangeinsprenkseln her, die plötzlich reinblitzen. Könnt fast schon aus dem Jahr 1978 oder so sein – echt retro.

„Slow“ – wow. Jetzt der Harte schnitt zu Blues. ^^

B:  :D werd musikjournalist ey

A: (…) „Broken“, Gahans 2. Nummer auf der Platte fließt schön in seinem Viervierteltakt vor sich hin, hat aber dafür auch leider keine besonderen Highlights wie die kranken Heuler auf „Slow“ – ist eine etwas dissonante aber doch recht joa alltägliche Synthienummer die auch von ner anderen Band sein könnte.

Leider wirds jetzt auch schon wieder ruhig und bedächtig mit Gores verträumtem „The Child inside“ Gores Stimme trägt wieder mal die ganze Nummer, die Begleitung ist eher zurückgehalten. Wird langsam Zeit dass die Platte wieder mal in Schwung kommt.

B: :D

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A:  Und „Wow“ „Soft Touch/Raw Nerve“ hämmert los! Klar betonte Vierviertelbeats. Bum bum bum bum….dazu im Hintergrund Rockgitarre – das Teil wär sogar tatsächlich tanzbar. Okay wir sind wieder wach und harren der nächsten Nummern.

B: :D :D :D  macht spaß, dir zuzuhören

A: Ok Freunde, „Should be higher“ Gahans 3. Nummer ist jetzt endlich der Volltreffer auf den ich gewartet hab – gut, auch keine Diskonummer, aber wohl ausgewogen instrumentiert mit nem druckvollen mit weichen vollen Bässen unterlegten Beat, wieder zweistimmig und endlich nem herausragenden Refrain – für mich eine der Topnummern des Albums. Die hat mich sofort gepackt.

(danke danke )

(…) „Alone“ beginnt so vielversprechend mit nem nervösen Gewaber das schon fast sowas wie „In your Room“ erwarten lässt – leider kommt der große „Rums“ nicht – dafür wechselt die Nummer zwischen athmösphärischen wieder sehr retro wirkenden Synthieklängen und durchaus gut powervollen Zwischenstrophen.

Eh auffällig dass diesmal kein echtes Schlagzeug verwendet bzw. simuliert wird – das sollten sie meiner Meinung nach wieder einführen ab und zu.

Dann wäre „Soothe my Soul“ nämlich ein 100%er Diskokracher – so aber auch ne tolle Nummer mit viel Power- die hätten sie als Single auskoppeln sollen. Ist noch sehr nah an dem, was auch die alten Fans mögen.

B: :)

A:  „Goodbye“ das Ende der regulären Platte ist ein eher behäbiges Stück DM-Blues mit ein paar reizvollen Effekten und nem Refrain der plötzlich mit allem was da ist reinhaut. das ganze klingt nur mit den Stimmen der beiden aus.

Und das wars

B: hui 2. cd?

A: Fazit: Wie immer seit den letzten 4 Alben nicht mehr voller Kracher, wieder viele ruhige und nicht tanzbare Lieder, dafür aber bedeutend mehr Nummern mit Power als auf dem Vorgänger und einige, die sich gleich beim ersten Hören festgesetzt haben, dazu ein paar reizvolle Experimente. Kann ohne Bedenken mit Playing the Angel mithalten und überflügelt meiner Meinung nach Sounds of the Universe locker und Exciter ebenso. Knüpft mit seinem Blues tatsächlich wieder ein wenig an SOFAD und Ultra-Zeiten an, wenn auch der Retrosound deutlich hervorsticht.

B: u jetzt ab damit aufn blog

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(…) 2. Sitzung. Bonus CD


A: „Long time Lie“ setzt das behäbige Tempo der Schlussnummer fort, düster und langsam. Wieder fällt die im Vergleich zu früher stark veränderte Instrumentierung auf – denn alleine von der Melodie her unterscheidet sich der Song nicht allzu sehr von großen alten DM Nummern aus den 80ern. Doch Sythesizerklänge und Effekte die wieder einmal aus den späten 70ern stammen könnten dominieren mal wieder, was dem ganzen eine merkwürdige Athmo verleiht.

Happens all the Time beginnt tatsächlich mit nem fetten Wobble. Du liebes Lieschen! Doch entwickelt es sich zu einer seltsamen, aber auf ihre Art sehr schönen Nummer mit einer etwas kranken Melodieführung. Immer wieder scheint es richtig zu beginnen und dann die erwartete Tonfolge ins Schräge zu verbiegen. Dissonante pentatonische Einsprengsel erinnern wieder an die frühen 80er doch irgendwie erschien bei manchen Klängen auch das Cover von „Construction Time Again“ vor meinem geistigen Auge – fragt nicht warum. Hätte früher auf jeden Fall ne interessante B-Seite abgegeben.

„Always“ – was ist das denn? Fast schon atonal mischen sich antiquiert anmutende Grunzer mit Sounds aus alten 16 Bit Konsolenspielen wozu Gore mit verzerrter Stimme seinen Text fast schon runterspricht um dann im sich erhebenden überaus harmonischen Refrain von synthetischen Streichern überlagert zu werden. Trotzdem muss ich den Song nochmal hören – das erinnert in Phasen an Grauzone muss ich sagen. Der Song löst sich letztendlich wirklich schön auf. Gefällt mir gut in seiner Gegensätzlichkeit.

Mit „All that’s mine“ liefert Gahan seinen letzten Beitrag zu „Delta Machine“ und versöhnt den vielleicht strapazierten älteren Fan mit einer wirklich schönen schnelleren Nummer, die in ihrer Art durchaus auch der klassischen Phase DMs entsprungen sein könnte. Man muss sich nur im Kopf eine andere Instrumentalisierung vorstellen, mit den von einst gewohnten Klängen anstatt brummender Retro-Sounds und „All that’s mine“ hätte „Violator“ oder „SOFAD“ entsprungen sein können. Wäre der Song gegen einen der langsamen oder experimentellen auf dem regulären Album getauscht worden, hätte dies vielleicht bei einigen alten die-hard-fans die Wogen etwas geglättet. Zudem hätte das zusätzliche Tempo „Delta Machine“ sehr gut getan.

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